Der Nobelpreisträger und Ökonom Theodore W. Schultz schrieb bereits 1963 in seinem Buch „The Economic Value of Education“, dass die Bildung die Schlüsselinvestition eines Menschen ist. Und auch heutige Bildungswissenschaftler beobachten, dass überall in der Welt eine höhere Bildung mit einem höheren Erwerbseinkommen einhergeht. Da sich auch für immer mehr Menschen aus unteren Einkommensgruppen für ein Studium entscheiden (können), wird die Frage der nach der Höhe der Bildungsrendite immer dringlicher, denn: Oft ist nur durch die Aufnahme von Schulden ein Studium überhaupt möglich.
Die steigende Zahl von Abiturienten führt heute dazu, dass mehr Menschen ein Studium anfangen als eine Ausbildung. Die Zahl kreativer Berufe im Dienstleistungsbereich wächst beständig, einfache Tätigkeiten sind auf dem Rückzug. Vor allem die aktuellen Arbeitslosenzahlen geben denjenigen Risikobereiten Recht, die mit Schulden ein Studium aufnehmen. Mit 2,5 Prozent herrscht unter Akademikern nahezu Vollbeschäftigung. Die neuesten Zahlen der Agentur für Arbeit bestätigen darüber hinaus, dass Deutschland einen stabilen Arbeitsmarkt hat. Es gibt viele offene Stellen; die meisten im Bereich hochkomplexer Tätigkeiten. Agnieszka Kępińska vom internationalen Finanzdienstleister City Index bringt es auf den Punkt: „Die 2,843 Millionen Arbeitslosen und der Rückgang der Arbeitslosenquote um 0,3 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent ist auch auch ein Resultat des wachsenden Qualifikationsprofils der deutschen Arbeitnehmer. Deutschland als rohstoffarmes Land ist in Sachen Wettbewerbsfähigkeit dringend auf gutes und breit gefächtertes Know-how angewiesen. Dass das fruchtet, zeigen auch die guten Konjunkturdaten“, so Kępińska.
Bildungsrendite als Argument für ein Studium – trotz Studienkosten
Die Bildungsrendite ist daher auf einem guten Wege, weiter zu steigen, wenn man studiert. Ein Akademiker verdient mit 2,3 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie ein Facharbeiter ohne Berufsausbildung. Die Bildungsrendite hat damit eine hohe monetäre Ertragsrate. Sie gibt an, um wie viel Prozent sich das durchschnittliche Arbeitseinkommen mit einem zusätzlichen Bildungsjahr erhöht. Der Einkommensverzicht während der längeren und kostspieligen Studienphase wird also in späteren Jahren mehr als überkompensiert. Für Deutschland werden Renditen zwischen 7 und 10 Prozent geschätzt. Durch den im Schnitt noch niedrigen Verdienst von Frauen ist für sie die Bildungsrendite durch ein Studium sogar noch etwas höher – und das ebenfalls unter Berücksichtung durchschnittlicher Studienkosten.
Bildungsrendite immer positiver, aber: individuelle Faktoren beachten
Allerdings muss deutlich zwischen Fächergruppen und Branchen differenziert werden. Nicht überall gibt es die gleichen Bildungsrenditen. Im Extremfall kann es nämlich sein, dass ein Masterabschluss in Germanistik nur zum Buchhändler reicht oder ein BWL-Bachelor zum normalen Einzelhandelskaufmann. Denn in der Breite gibt es (noch) keinen Fachkräftemangel und somit in vielen Bereichen ein Überangebot an Akademikern. Zwar ist das langfristig keine Hürde für eine positive Rendite, doch wer sich verschulden muss, um zu studieren, sollte das beachten. Wie Studien zur Berechnung der Bildungsrendite des Statistischen Bundesamtes zeigen (hier als PDF einsehbar), sind die individuellen Renditen der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften sogar negativ. Allerdings zeigt das Paper, welche Faktoren die eigene Rendite beeinflussen. Hier muss also jeder selbst genau nachrechnen, was sich lohnt und was sich eher nicht.