Meine Erfahrungen mit der Studienfinanzierung durch die Eltern
Eigentlich könnte man glauben, dass volljährige Kinder keinen Anspruch auf Unterhalt durch die Eltern haben. Doch dem ist nicht so: Haben Sohn oder Tochter noch keine Ausbildung abgeschlossen, steht dem Kind Unterhalt zu. Auch das Studium fällt in die Kategorie Ausbildung und als Student kann man somit auf den Unterhalt durch die Eltern bestehen.
Auch dann, wenn die Eltern eine Lehre oder ein anderes Studienfach bevorzugen. Dabei orientiert sich der Zeitraum der Unterhaltspflicht an der Regelstudienzeit, die von der Universität vorgegeben wird. Die Verpflichtung bleibt im Übrigen auch nach einem Fachrichtungswechsel zumindest für den zuvor erwähnten Zeitraum bestehen.
Der Bedarf eines Studenten mit eigenem Haushalt liegt bei 670 Euro. Dabei kann selbst verdientes Geld teilweise angerechnet werden. Liegt der Verdienst eines Elternteils unter 1.200 Euro, ist dieser jedoch nicht zum Unterhalt verpflichtet. Der Unterhalt muss nicht immer zwangsweise in Form von Geld gezahlt werden. Auch Kost und Logis zählen zum Unterhalt dazu. Wohnt das Kind also bei den Eltern und/oder wird von diesen mit Nahrungsmitteln o.ä. versorgt, zählt dies (zum Teil) als Unterhalt.
Wie lief das bei mir ab?
Ich selbst habe zumindest zum Teil diese Finanzierung für mein Studium gewählt. Da mein Bafög-Anspruch eher gering ist und ich bedingt durch Hobby, KfZ und andere monatliche Ausgaben (z.B. Mobilfunk) mehr Geld benötige, haben meine Eltern einen Teil der Studienfinanzierung übernommen. Neben einem kleinen „Taschengeld“, das ich von ihnen erhalte, wohne ich kostenfrei bei meinen Eltern und erhalte Kost und Logis. Anders wäre es auch nicht denkbar.
Meine Eltern, beide ein Einkommen über 1.200 Euro, könnten sich trotz sparsamer Lebensweise nicht leisten, eine Wohnung bzw. einen weiteren Haushalt (mit)zufinanzieren. Zumal ich persönlich hier und da auch Gewissensbisse bekomme, wenn meine Eltern für mein Studium aufkommen müssen und an sich selbst sparen. Ein Nebenjob ist für mich leider nicht drin, da das Studium mich die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Mir erscheint es daher am wichtigsten, sich mit den Eltern zusammen zu setzen und die verschiedenen Möglichkeiten der Finanzierung durchzusprechen.
Die gegenseitige Rücksichtnahme bei der Studienfinanzierung durch die Eltern ist das A und O. Das Thema „Studienfinanzierung“ sollte bereits vor Beginn des Studiums besprochen werden, damit später kein böses Erwachen kommt, die Eltern womöglich nicht zahlen können, oder es zu einem Rechtsstreit kommt. Ein offenes Gespräch, an dem der Studienanfänger teilnehmen kann und sich selbst einbringen kann, ist daher die optimale Lösung und begünstigt ein finanziell problemfreies Studium.
Für und Wieder der Finanzierung durch die Eltern
Die Vorteile der elterlichen Studienfinanzierung liegen eigentlich klar auf der Hand: der Student verschuldet sich nicht schon zu Beginn seiner Karriere bei Vater Staat. Selbst wenn das Bafög zinsfrei und auch nur zur Hälfte zurück gezahlt werden muss, so ist es doch ein Darlehen, das auf den Schultern lastet. Bei einer Finanzierung durch die Eltern ist man deutlich flexibler.
Dennoch hat diese Finanzierungsart auch seine Schattenseiten: nicht immer können die Eltern ohne weiteres den Studenten finanzieren, ohne an sich selbst sparen zu müssen. Nicht immer verstehen Eltern den Studienwunsch der Kinder und es kann im schlimmsten Fall bis hin vor Gericht gehen, wo der Unterhalt eingeklagt wird. Für mich persönlich ist die Finanzierung durch meine Eltern ein wahrer Segen. Meine Eltern greifen mir gern unter die Arme und unterstützen meinen Studienwunsch. Ist die Finanzierung gut mit den Eltern abgesprochen, kann ich diese Form der Studienfinanzierung weiterempfehlen.