Wie werden angehende Börsianer gebacken? Der Schweizer Tagesanzeiger berichtet in einer seiner Ausgaben vom “Daytrader im WG-Zimmer” Mike Schwitalla, einem Studenten aus St. Gallen (Jahrgang 1990), der jetzt schon im Devisenhandel Geld verdient. Er handelt sehr kurzfristig, seine Positionen laufen selten länger als 30 Minuten. Das macht der junge Daytrader mehrmals pro Tag.
Einstieg in die Börse mit 13 Jahren
Im Sommer 2001 hörte Mike Schwitalla von seinem Onkel erstmals etwas von Börsengeschäften, zwei Jahre später kaufte er seine erste Aktie – ein Intel-Papier. Er bewies aus dem Stand Geschick, denn die Aktie stieg tatsächlich um 20 Prozent. Doch sie kostete 200 Franken (es war nur eine einzige Aktie), die Gebühren beim Kauf und Verkauf fraßen den Gewinn wieder auf. Das war dem Kind eine Lehre und kein Grund, von der Börse zu lassen. Ähnliche Geschichten berichten übrigens die großen Gurus unter den Spekulanten wie Soros und Buffett. Schwitalla stieg auf Derivate um und entdeckte den Forex-Markt für sich, der gerade beim CFD-Trading durch die starken Bewegungen und die hohen Hebel der CFDs sehr reizvoll ist. Natürlich birgt das auch hohe Risiken, weshalb der Jung-Trader ganz wie ein alter Hase auf die Bedeutung des Money-Managements verweist. Das bedeutet, jede Position mit einem Stopp zu versehen und beikleinsten Verlusten auszusteigen. Schwitalla orientiert sich rein charttechnisch und arbeitet mit Dreiecken und Diagonalen, die er über Kurse und markante Linien legt. Ein Computerprogramm zeigt ihm blitzschnell Ein- und Ausstiegssignale an. Für die Erkenntnis, die nötige Stopplosstechnik niemals zu vernachlässigen, hat Mike Schwitalla Lehrgeld gezahlt. Er begann ohne Stopplosses und verlor schon einmal 1.500 Franken in drei Minuten. Für einen Menschen ohne Erwerbseinkommen ist das ein sehr schwerer Schlag. Darüber hinaus hat er sein Allgemeinwissen zur Börse erheblich vertieft. Hier eine Erkenntnis eines jungen und erfolgreichen Traders, die sich die Technik- und Indikatoren-Fans hinter die Ohren schreiben dürfen:
* In einem Kurs sind alle Informationen schon eingepreist. Wer danach handelt, muss einen kleinen Vorsprung im Denken aufweisen, damit er konstant gewinnt. Wer sich jedoch nach allgemeinen Indikatoren richtet (fundamental- und charttechnischen Indikatoren), kann diesen Vorsprung nicht haben. Indikatoren laufen nach, denn schließlich beziehen sie ihre Daten aus dem, was bereits geschehen ist. An der Börse handeln wir aber die Zukunft, nicht die Vergangenheit. Fazit: Die meisten
Indikatorentrader verlieren per saldo.
Stress beim Trading
Eine weitere Komponente des Tradings hat der junge Händler ebenfalls schon verinnerlicht: Die ständigen Bewegungen können sehr großen Stress verursachen. Die Börse zwingt dem Menschen ihren Rhythmus auf. Als Student rannte Mike Schwitalla schon oft während einer zehnminütigen Vorlesungspause zum PC. Gaps (nächtliche Kurslücken) raubten ihm im Aktienhandel den Schlaf. Daher fand er seine persönliche Form des Daytradings mit der Haltedauer von bis zu 30 Minuten und dem strikten Forexhandel. Er handelt täglich bis zu rund zehn Positionen. Dabei achtet er auf Marktübertreibungen und nimmt entsprechende Schwünge in der Volatilität mit. Über seine Gewinne sagt Mike Schwitalla, dass er noch nicht davon leben könne, jedoch einen guten Nebenverdienst generiere. Mit einem schlechten Image hat er in seiner Umgebung übrigens nicht zu kämpfen: Man bewundert ihn. Das liegt sicher auch daran, dass er diszipliniert sein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität von St. Gallen fortführt. Danach aber steht sein Berufswunsch fest: Er möchte professioneller Börsenhändler werden.
Woher kommt das gestiegene Interesse am Trading?
Dieses Interesse am Forex-, CFD- und Binäre-Optionen-Handel wird zweifellos durch die jungen Möglichkeiten des Internets bei gleichzeitig immer niedrigeren Einstiegshürden ausgelöst. Diese lassen sich – grob vereinfacht – in drei Stufen beschreiben:
- Bis ins letzte Drittel des 20. Jahrhunderts waren erfolgreiche Trader fast ausschließlich Parketthändler, die ihren Platz an der Börse gekauft hatten. Selbst mit dem Beginn des Computerhandels in den 1980er Jahren hatten diese Händler noch einen Vorsprung vor den PC-Tradern, die
ihre Orders telefonisch aufgeben mussten. - Etwa bis zum Jahr 2009 ließen Discountbroker für den Online-Handel mit Derivaten nur Personen zu, die glaubhaft ihre Handelserfahrungen belegen konnten.
- Ungefähr ab 2010 fielen nach und nach alle Hürden: Jedermann kann heute ein Online-Tradingkonto eröffnen und zu besten Konditionen mit Derivaten handeln.
Die ausgezeichnete Informationslage des Internets tut das Übrige. Auch wenn in Reviews über Broker ständig danach gefragt wird, ob der Anbieter ein Demokonto im Programm hat, ist das eigentlich nicht zwingend nötig. Ein Demokonto für virtuelles Trading kann sich jede Person selbsteinrichten. Die Kurse werden auf einigen Portalen auch kostenlos sehr gut gestellt. Das befeuert das Interesse an Anlagen mit derivaten Instrumenten.