Im Wintersemester 2014/15 waren insgesamt 2.698.000 Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben – so viele Studenten gab es noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Allein 77.395 Studierende waren dabei an der größten staatlichen Universität Deutschlands eingeschrieben, der Fernuniversität Hagen. Schätzungsweise weitere 100.000 Fernstudenten sind an privaten Fernhochschulen sowie an Präsenzhochschulen mit Fernlehrangeboten eingeschrieben. Der Trend zum Studium ist ungebrochen – und damit auch die Frage zur Finanzierbarkeit desselben.
Fernstudium erlaubt die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie
Gemäß einer aktuellen Statistik der Fernuniversität Hagen sind etwa 80 Prozent der eingeschriebenen Studenten berufstätig, etwa 42 Prozent haben bereits einen Hochschulabschluss. Die meisten Studenten in Hagen sind zwischen 29 und 35 Jahre alt, haben zuvor eine Ausbildung absolviert und stehen mitten im Berufsleben. Gerade diese Klientel profitiert von einem akademischen Fernstudium, ist das Angebot doch speziell auf erwerbstätige Studenten zugeschnitten. Im Gegensatz zu den meisten Präsenzstudiengängen ermöglichen sowohl Hagen als auch weitere, private Fernhochschulen ein Teilzeitstudium bzw. ein berufsbegleitendes Studium.
Dadurch wird den Studierenden eine sichere Finanzierbarkeit der akademischen Ausbildung ermöglicht, denn in vielen Fällen beteiligt sich der Arbeitgeber an den Kosten bzw. diese können bis zu einer Höhe von aktuell 6000,- EUR für ein Erststudium oder ohne jegliche Begrenzung für eine Fort- oder Weiterbildung (dazu zählt in der Regel auch das Zweitstudium, sofern es für den Beruf relevant ist) von der Steuer abgesetzt werden. Zudem erlaubt die Berufstätigkeit nicht nur die Finanzierung des Studiums, sondern auch des gesamten Lebensunterhalts.
Fernstudenten sind flexibel in ihrer Zeiteinteilung, sie können ihrer beruflichen Tätigkeiten ohne jegliche Einschränkungen nachgehen und das Studium in ihrer Freizeit absolvieren. In diesem Punkt haben es Fernstudenten deutlich leichter als Studierende an Präsenzstudiengängen: Während sich die einen ihre Zeit frei einteilen können, reiben sich die anderen zwischen den (in Zeiten von Bachelor und Master oftmals verpflichtenden) Lehrveranstaltungen und dem Zwang zum Geldverdienen auf.
Fernstudenten haben wenig Freizeit
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Zwar brauchen sich berufstätige Fernstudenten in der Regel keine Sorgen um ihren Lebensunterhalt sowie um ihren Lebensstandard zu machen, dafür aber fehlt ihnen eines: Freizeit. Wer berufstätig und ist nebenbei ein vollwertiges akademisches Studium absolviert, hat nur wenig Zeit für andere Dinge. Fernstudenten müssen belastbar sein, sich immer wieder selbst motivieren können und vor allem damit zurechtkommen, dass sie im Grunde Einzelkämpfer sind.
Ein nebenberufliches Fernstudium erfordert ein hohes Maß an Anstrengungsbereitschaft. Wer sich für diese Option entscheidet, wird auf längere Sicht keinen Feierabend und auch kein Wochenende mehr haben. Auch der Jahresurlaub wird von vielen Fernstudenten zum Lernen genutzt, denn: Ein akademisches Studium ist kein Zuckerschlecken, dass man mal so nebenbei absolviert. Es steckt sehr viel Arbeit darin, denn auch Fernstudenten müssen Seminararbeiten schreiben und Prüfungen absolvieren.
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten fürs Fernstudium
Angesichts dessen erscheint der starke Trend zum Fernstudium zunächst einmal verwunderlich. Schließlich müsste jemand, der auf Jahre für sein Studium auf jegliches Privatleben verzichtet, doch überdurchschnittlich motiviert sein. Dies mag auf viele Fernstudenten tatsächlich zu treffen, schließlich handelt es sich zumeist um Menschen, die sich damit einen langgehegten Traum erfüllen wollen oder einfach die Karriereleiter weiter nach oben klettern wollen. Doch man kann sich das Fernstudentenleben auch deutlich erleichtern.
Schließlich verlangt niemand, dass neben dem Fernstudium eine Vollzeitberufstätigkeit ausgeübt werden muss – eine Reduzierung der Stunden ist aus Ausbildungsgründen und mit Absprache natürlich möglich. Eine Wochenarbeitszeit von 20 bis 30 Stunden, womöglich kombiniert mit einem Teilzeitstudium, lässt plötzlich sehr viel Luft sowohl fürs Geldverdienen als auch fürs Studium und für die eigene Freizeit. Doch wer ein solches Fernstudium absolviert, muss nicht zwangsläufig arbeiten gehen, denn für Fernstudenten gelten dieselben Finanzierungsmöglichkeiten wie für Studenten an Präsenzstudiengängen. Auch Fernstudenten können Bafög erhalten, Stipendien oder Bildungskredite beantragen, Gelder aus Bildungsfonds erhalten oder einfach nur entspannt jobben gehen. Eine umfassende Auflistung von Finanzierungsmöglichkeiten für Fernstudenten ist unter http://www.fernstudieren.de/haeufige-fragen/kategorie/finanzierung/ zu finden.
Dort sind viele Chancen sowohl für Studierende ohne vorherige Ausbildung sowie auch für berufstätige Studierende aufgelistet. Besonders interessant ist vor allem für letztere, dass sie etwa Meister-Bafög auch für viele Fernstudiengänge und –lehrgänge bekommen können, des Weiteren bieten einige Bundesländer spezielle Aufstiegsstipendien für Berufstätige an. Zudem hat jeder Arbeitnehmer Anspruch auf mindestens fünf Tage Bildungsurlaub im Jahr – perfekt, um etwa in dieser Zeit für anstehende Klausuren zu lernen bzw. um zum Prüfungsort zu reisen und sich dort den Fragen der Prüfer zu stellen. Weitere wichtige Finanzierungsquellen sind zudem auf der Homepage des Deutschen Studentenwerks sowie auf der Webseite des Hochschulkompasses aufgelistet.
Ein Fernstudium ist ebenso viel wert wie ein Präsenzstudium
So mancher Leser mag sich nun denken: Das klingt ja alles gut und schön, außerdem wäre ich meine finanziellen Sorgen wohl los, wenn ich arbeiten könnte und nebenbei studieren. Aber ist der Abschluss einer Fernuniversität denn genau so viel wert wie der einer normalen staatlichen Hochschule? Zu diesem Punkt sei so viel gesagt: Die derzeit durch die Presse gehende Schelte der Arbeitgeber, Bachelor- und Masterabsolventen seien aufgrund fehlender beruflicher Erfahrungen nicht reif für den Arbeitsmarkt, trifft auf den weitaus größten Teil der Fernstudenten nicht zu. Im Gegenteil, wer arbeitet (und damit Berufserfahrung sammelt) und zugleich ein anspruchsvolles akademisches Studium absolviert hat, ist bei vielen Unternehmen ein gefragter Mitarbeiter.
Eine Umfrage des Marktforschungsinstitutes Forsa unter den Personalverantwortlichen von 300 namhaften deutschen Unternehmen hat im Jahre 2011 ergeben, dass 38 Prozent der Personalchefs Absolventen eines Fernstudienganges bei Neueinstellungen den Vorzug geben würden. Weitere 26 Prozent machen zwischen Präsenz- und Fernstudenten keinen Unterschied und nur 33 Prozent bevorzugen Absolventen einer Präsenzhochschule. Mittlerweile – auch in Folge der wachsenden Arbeitgeber-Kritik am herrschenden Bachelor- / Mastersystem – dürften Fernstudenten in der Gunst der Arbeitgeber zudem gestiegen sein. Nach den Gründen für ihre Entscheidung gefragt, gaben die Personaler folgende Vorteile der Fernabsolventen an:
- Fernstudenten verfügen über reichlich Berufserfahrung.
- Fernstudenten haben eine hohe Disziplin und Motivation bewiesen.
- Zudem haben sie ein gutes Zeitmanagement erlernt – Eigenschaften, die auch im Beruf von großem Vorteil sind.
Weitere Pluspunkte der Fernstudenten sind:
- ein praxisbezogenes Wissen (da erlernte Theorie gleich in die Praxis umgesetzt werden kann)
- eine hohe Leistungsbereitschaft
- Zielstrebigkeit, Selbstständigkeit und Organisationsfähigkeit.
Allerdings gilt dies nicht für alle Fernstudenten, denn – wie bei Studierenden einer Präsenzhochschule auch – hängt die Zustimmung des Arbeitgebers vom Ruf der Hochschule ab. Insbesondere die staatlichen Hochschulen mit einem speziellen Fernlehrangebot sowie die Fernhochschule Hagen genießen einen hervorragenden Ruf.